• Systematik

    Ordnung: Nagetiere (Rodentia)

    Die Rodentia sind die an Arten und Individuen reichste Ord- nung der Mammalia. In dieser Gruppe findet man Pflanzen- bis Allesfresser, denen allen ein kennzeichnendes Nagetier-gebiss zu Eigen ist. Dabei findet sich je ein Paar Schneide- zähne (Incisivi) im Ober- und Unterkiefer und, durch das Fehlen der Eck (Canini)- und Vorbackenzähne (Praemolare), eine darauffolgende große Lücke, das sog. Diastema.

    Die Schneidezähne sind meisselförmig, wurzellos und somit ständig nachwachsend. Da die vordere Seite der Schneide- zähne von einem harten Schmelz überzogen ist, die hintere jedoch aus weicherem Zahnbein besteht, werden die Zähne durch die Benutzung ständig nachgeschliffen.

    Durch eine Hauteinfaltung hinter den Schneidezähnen wird der Mundraum in einen Nage- und einen Kaubereich untereilt.Typisch ist der ausgeprägte Kaumuskel, der in Form einer breiten Wulst um die Außenfläche des Unterkiefers angelegt ist und damit den Nagetieren ihr markantes pausbackiges Gesicht verleiht.

    Unterordnung Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)

    • bestehend aus sieben Überfamilien

    Überfamilie: Hörnchenartige (Sciuroidea)

    • bestehend aus der Familie der Stummelschwanz-hörnchen (vertreten mit nur einer Art und 7 Unterarten) und der Familie der Hörnchen (bestehend aus 49 Gattungen mit ca. 260 Arten)
    • Schwanz immer dicht behaart
    • Oberlippe gespalten, Nasenlöcher durch eine Furche getrennt
    • Tasthaare an den Händen, Sohlengänger
    • 22 Zähne, beide Unterkieferhälften gegeneinander sehr beweglich
    • Augen gut entwickelt, scharfsichtig
    • Nesthocker
    • Kein Vorkommen in Madagaskar, Australien und Polynesien

    Familie: Hörnchen (Sciuridae)

    • Bestehend aus den beiden Unterfamilien der Erd- und Baumhörnchen (Sciurinae) und der Gleithörnchen (Petauristinae), wobei die Richtigkeit dieser Einteilung noch diskutiert wird

    Gattung Eichhörnchen (Sciurus)

    • mit etwa 190 Arten und Unterarten die formenreichste Gattung in der Familie der Hörnchen
    • in Mitteleuropa ist das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) die einzige Art dieser Gattung

    Art: Europäisches Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)

    • weit über die Wald- und Steppengebiete Europas verbreitet, im Gebirge bis zu einer Höhe von etwa 2200 Metern
    • südliche Unterarten sind größer als nördliche
    • Schwanz zweiteilig behaart, buschig
    • auffällige Haarbüschel an den Ohren, diese aber nur im Winter gut entwickelt, wobei jedoch die Ausbildung je nach Einzeltier und mit dem Lebensalter erheblich wechselt
    • Färbung oberseits fuchsrot bis dunkel schwarz-braun, unterseits weiß
    • die Daumen sind rückgebildet und tragen einen Nagel, übrige Finger lang mit gekrümmten, scharfen Krallen
    • pro Jahr gibt es zwei Haarwechsel (Frühling/Herbst), wobei die Männchen zuerst in den Haarwechsel kommen und sich dieser im Gegensatz zu den Weibchen, die bis zur Geburt ihrer Jungen den Haarwechsel abgeschlossen haben, bis in den Sommer hineinzieht
    • Schwanzhaare und Ohrpinsel hingegen wechseln nur einmal im Jahr
    • die Tragzeit beträgt 28 bis 40 Tage, wobei zwischen drei und acht, meist 5 blinde und nackte Junge geboren werden

    Die Systematik im Überblick

    Stamm Chordatiere (Chordata)
    Unterstamm Wirbeltiere (Vertebrata)
    Klasse Säugetiere (Mammalia)
    Unterklasse höhere Säugetiere (Eutheria)
    Ordnung Nagetiere (Rodentia)
    Unterordnung Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
    Überfamilie Hörnchenartige (Sciuroidea)
    Familie Hörnchen (Sciuridae)
    Gattung Eichhörnchen (Sciurus)
    Art Europäisches Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)

  • Körperbau und Sinne

    Das Eichhörnchen gehört zweifellos zu den bekanntesten und beliebtesten Wildtieren unserer Heimat. Als geschickter Baumbewohner und fleißiger Futtersammler ist es von seinem Körperbau und seinen entwickelten Sinnen perfekt an seine Umwelt angepasst.

    Körperbau

    Das Eichhörnchen ist walzenförmig schlank und hat bei einer Körperlänge von 20-25 cm und einer Schwanzlänge von 16,5-20 cm ein Gewicht von 250-480 g. Die Ohren sind 2,5-3,5 cm lang und tragen im Winter auffällig lange Pinsel, wobei deren Ausprägung je nach Einzeltier und Lebensalter erheblich variieren kann.

    Die Hinterbeine sind wesentlich länger und kräftiger als die Vorderbeine, Hand- und Fußsohlen sind mit Sohlenballen ausgestattet. Der Schwanz ist zweizeilig behaart, buschig und wird beim Sitzen meist über den Rücken gelegt. Die Färbung variiert oberseits von fuchsrot bis dunkel schwarzbraun und ist unterseits sauber abgegrenzt weiß (siehe hierzu auch Artikel „Farbvariationen“).

    Innerhalb eines Jahres durchläuft das Eichhörnchen zwei Haarwechsel - eine Frühlings- und eine Herbsthaarung (siehe hierzu „Leben in der Natur“).

    Der Daumen der Eichhörnchen ist rückgebildet, trägt einen Nagel, und dient beim Fressen dem Festhalten der Nahrung. Die restlichen Finger sind lang (der vierte Finger und die vierte Zehe sind am längsten) und enden in gekrümmten scharfen Krallen. Die Krallen der Hinterbeine sind ähnlich denen der Hände, jedoch kräftiger ausgebildet. Die Oberlippe der Eichhörnchen ist gespalten und die Nasenlöcher sind durch eine Furche getrennt.

    Eichhörnchen besitzen 22 Zähne, wobei die Nagezähne meißelförmig ausgebildet sind und eng zusammen stehen. Beide Unterkieferhälften sind gegeneinander sehr beweg- lich, wodurch die beiden unteren Nagezähne 2-3 mm gespreizt werden können. Dadurch können Nüsse auch durch ein kleines Loch in der Schale wie mit einer Pinzette herausgeholt werden. Hinter den Schneidezähnen klafft durch das Fehlen der Eck- und vorderen Backenzähne eine große Lücke (Diastema). Die Backenzähne sind bei Hörnchen bewurzelt und niederkronig mit abgerundeten Hügeln.

    Klettern und Springen

    Die meiste Zeit im Leben eines Eichhörnchens spielt sich in den Bäumen ab. Auch hierfür ist es perfekt ausgestattet, wobei der Schwanz eine große Bedeutung hat. Während des Kletterns im Geäst dient er als „Balancierstange“, bei den Sprüngen als Steuer und „Schwebefortsatz“. Beim Schlaf dient er als Wärmeschutz und bei der Balz als optisches Signal.

    Die vier Finger dienen ihnen als „Greifzehen“ und mit den fünf kräftigen Zehen und ihren Krallen können sich Eichhörnchen hervorragend an der Baumrinde festhalten.
    Zudem finden sich seitlich am Körper und an den Außenseiten der Gliedmaßen, Sinneshaare, mit denen die Tiere bereits auf gewissen Entfernungen Äste und Zweige wahrnehmen können. Stammaufwärts schlagen die Tiere in typischer stoßweiser Bewegung gleichzeitig die Krallen beider Vorder- oder beider Hinterbeine in die Rinde.
    Stammabwärts klettern Eichhörnchen kopfüber nach unten und haken dabei mit den Krallen der rückwärts vorgestreckten Hinterbeine in die Rinde. In kleinen Abständen lösen sie diese Verankerung und greifen mit den Vorderpfoten vor. Auf diese Weise entsteht ein holprig-gleitendes Rutschen nach unten.

    Das Springen von Baum zu Baum wird durch den Schwanz, der teilweise als Fallschirm, besonders aber zur Erhaltung des Gleichgewichtes dient, stark gefördert. Insgesamt ist das Eichhörnchen neben dem Baummarder der geschickteste Kletterer unter den europäischen Säugetieren.

    Sprünge und Laufen auf der Erde

    Längeres Laufen auf dem Boden wird stets vermieden, da die Tiere hier meist schutzlos ihren Feinden ausgeliefert sind. Auf der Erde bewegen sich Eichhörnchen nicht nur laufend, sondern auch hüpfend und dies sehr geschickt und grazil. Die Länge der einzelnen Sprünge schwankt dabei zwischen 30 und 90 cm.

    Sinnesorgane und Sinnesleistungen

    Unter den Sinnesorganen spielt das Auge eine große Rolle. Eichhörnchen sehen scharf, haben ein weites Blickfeld und können ihr Auge gut auf eine bestimmte Sehentfernung einstellen. Durch den besonderen Bau der Netzhaut kann das Eichhörnchen senkrechte Objekte hervorragende wahrnehmen, was wiederum als optimal Anpassung an das Leben in Bäumen anzusehen ist. Entfernungen werden durch Heben und Senken des Kopfes abgeschätzt.

    Der Tastsinn ist durch borstenartige Sinneshaare am Kopf (Schnurrhaare), Hand- und Fußwurzeln, den Außenseiten der Arme, der Unterseite des Körpers und an der Schwanzwurzel besonders ausgeprägt. Die Tasthaare ermöglichen den Tieren stets den richtigen Abstand von Hindernissen zu erfassen und bei ihrem Baumleben den direkten Kontakt zur „Unterlage“ zu halten. Hinzu kommen angeborene Klammerreflexe, die ein Abstürzen verhindern.

    Dank ihrer extrem feinen Nase können sie eine vergrabene Nuss noch unter 30 cm hohen Schnee erschnüffeln. Auch können sie am Geruch einer Nuss erkennen, ob diese noch verzehrbar ist.

  • Leben in der Natur

    Europäische Eichhörnchen sind weit über die Wald- und Steppenzone Eurasiens bis in Gebirgshöhen von ca. 2000 m verbreitet. Auf den Mittelmeerinseln sind sie nicht vertreten und in Großbritannien stehen sie kurz vor dem Aussterben (siehe hierzu Thema „Grauhörnchen“).

    Um eine ausreichende Nahrungsvielfalt vorzufinden sind Eichhörnchen auf eine ausgewogene Zusammensetzung des Baumbestandes (Mischwald) bezüglich Alter und Art der Bäume angewiesen. Da manche Baumarten erst nach vielen Jahren die für Eichhörnchen wichtigen Samen produzieren, sind alte Baumbestände für den Lebensraum dieser Tiere von entsprechend großer Bedeutung. In aufgeforsteten Monokulturen finden sie, wie viele andere Tiere auch, verständlicherweise keinen geeigneten Lebensraum.

    Darüber hinaus hat sich vielerorts das Eichhörnchen zum Kulturfolger entwickelt und ist immer häufiger in städtischen Gärten und Parkanlagen zu finden. Hier treffen sie meist auf ausgezeichnete Lebensbedingungen, die in den Wäldern infolge des zunehmenden Einflusses des Menschen oft nicht mehr gegeben sind. So nahm in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Eichhörnchen in den Wäldern ab, in den Städten hingegen deutlich zu.

    Eichhörnchen sind Einzelgänger und leben in Revieren, die mehr oder weniger streng verteidigt werden. Die Revier- größe variiert dabei zwischen 2 und 5 ha und richtet sich nach dem jeweiligen Nahrungsangebot, d.h. je weniger Nahrung vorhanden, desto größer das Revier. Bei reichlichem Nahrungsangebot dulden sich auch mehrere Tiere auf engerem Raum, was vor allem in städtischen Grünanlagen häufig zu beobachten ist.

    Der Speiseplan der Eichhörnchen ist lang und variiert jenach jahreszeitlichem Angebot. Im Frühjahr bevorzugen sie Knos- pen, Zweige und junge Triebe. Im Sommer und Herbst die Sämereien und Früchte der Laub- und Tannenbäume, wie z. B. Bucheckern, Haselnüsse, Walnüsse, Hainbuchensamen oder Tannen- und Kiefernzapfen. Aber auch Pilze, Beeren und andere Obstsorten sowie Insekten, Larven und Schnecken sind auf ihrem Speiseplan zu finden. Charakteristisch für Eichhörnchen ist zudem das Anlegen von Vorräten, wobei die Nahrung in der Regel in der Erde vergraben wird.

    Die Nester der Eichhörnchen, Kobel genannt, werden eng am Hauptstamm eines Baumes, in Astgabeln oder abgehenden Ästen gebaut. Das Grundgerüst besteht aus Zweigen, die in der Umgebung gesammelt oder vom Baum abgenagt werden. Der Innenraum wird mit Gras, Moos, Bast, Federn und anderen weichen Materialien ausgekleidet. Der Kobel hat einen Umfang von etwa 30 - 50 cm und einen Innendurchmesser von ca. 15 - 20 cm. Er ist nach außen wasserdicht und durch die dicke Wand im Winter gut isoliert.

    Um bei Gefahr schnell fliehen zu können, besitzen Kobel mindestens zwei Schlupflöcher, von denen eines immer nach unten in Richtung des Hauptstammes weist. Der Nest- bau selbst dauert etwa 3 - 5 Tage, wobei stets ein Haupt- nest und mehrere Nebennester, die in ihrer Ausstattung weniger umfangreich ausfallen, angelegt werden. Kommt es in einem Kobel zu Parasitenbefall, wird dieser verlassen und ein neuer bezogen. Teilweise verwenden Eichhörnchen auch alte Vogelnester als Grundgerüst oder nutzen verlas- sene Baumhöhlen. In der Nähe des Menschen kann es zudem durchaus vorkommen, dass sie Dachvorsprünge, Balkone oder Rolladenkästen als neues Zuhause wählen, was wiederum zu diversen Problemen im Zusammenleben mit dem Menschen führen kann.

    Die Paarungszeit der Eichhörnchen beginnt Ende Januar und endet im Spätsommer. Dabei durchstreifen die Männchen, die in dieser Zeit sehr angriffslustig sind und Gegner geradezu herausfordern, die Reviere der Weibchen.

    Das Vorspiel der Eichhörnchen zeigt sich als atemberau- bende Verfolgungsjagd, bei der es, sollte das Weibchen noch nicht bereit sein, gelegentlich auch zu Kämpfen kommen kann. Aus der anfangs deutlich ernst gemeinten Flucht des Weibchens wird mehr und mehr ein symbolisches Davonlaufen. Das Weibchen drückt dabei durch Hochheben des Schwanzes seine Paarungsbereitschaft aus und gibt in kleineren Mengen Harn ab. Nach stunden - bis tagelangem Werben kommt es schließlich zur Paarung.

    Für kurze Zeit beziehen die beiden ein gemeinsames Nest, wobei allerdings nach der Geburt der Jungen das Männchen wieder verjagt wird. Die Tragzeit kann variieren und liegt zwischen 28 und 40 Tagen.

    Die Jungen sind Nesthocker und bei ihrer Geburt nackt, blind und taub. Im Alter von ca. 4 Wochen öffnen sich die Augen und Ohren und der Körper ist vollständig behaart. Mit ca. 6 Wochen verlassen sie das erste Mal für kurze Erkundungstouren das Nest. Die Jungen werden etwa 6 - 9 Wochen lang gesäugt und sind mit einem Alter von etwa 12 Wochen selbständig genug, um ihre Mutter zu verlassen.
    Dennoch kommt es nicht selten vor, dass Mutter und Jung- tiere noch für einige Zeit im Familienverband leben und das Nest gemeinsam nutzen, bis sie sich schließlich trennen bzw. abwandern.

    Über die Wintermonate legen die Tiere eine sogenannte Winterruhe ein, die sich dahingehend vom Winterschlaf unterscheidet, als das hier die Körperfunktionen nicht ganz so drastisch heruntergefahren werden. Vielmehr nehmen die Schlaf- und Ruhephasen zu und das Herz schlägt etwas langsamer als im Sommer.

    Innerhalb eines Jahres durchläuft das Eichhörnchen zwei Haarwechsel - eine Frühlings- und eine Herbsthaarung.
    Der Frühlingshaarwechsel beginnt am Kopf und breitet sich über Nacken, Rücken und Hinterschenkel zum Schwanz hin aus. Der Haarwechsel beginnt zuerst bei den männlichen Tieren und zieht sich bei diesen bis zum Hochsommer hin. Die Weibchen haaren schneller und ihr Haarwechsel ist bis zur Geburt der Jungtiere abgeschlossen.

    Schwanzhaare und Ohrpinsel wechseln hingegen nur einmal im Jahr und sehr langsam. So fallen mit Ende des Winters die Haupt- und Grannenhaare des Schwanzes teilweise, die Unterwolle ganz aus. Der Schwanz wirkt in dieser Zeit aus- gesprochen schütter. Im Hochsommer setzt dann der eigent- liche Wechsel der Schwanzhaare ein. Auch die Ohrpinsel wachsen in dieser Zeit langsam heran und erreichen ihre vollständige Länge im Winter.

    Bei der Herbsthaarung bleiben die Schwanzhaare und Ohr- pinsel stehen. Auch hier haaren sich zuerst die Männchen und jungen Weibchen, verhältnismäßig spät die fortpflan-zungsfähigen Weibchen.

    Eichhörnchen verfügen über eine Reihe von Signalen, die der Kommunikation dienen. So stellt auch der buschige Schwanz ein wichtiges Ausdrucksmittel dar. Ist das Eichhörnchen entspannt, hat es den Schwanz locker hinter dem Rücken aufgestellt. Ist es hingegen angriffsbereit, wird er auf den Rücken gelegt und weit nach vorn zwischen die Ohren geschoben. Bei Aufregung wird der Schwanz erregt hin und her geschlagen, meist verbunden mit deutlichen Lautäußerungen und Trampeln auf dem Untergrund.
    Häufig kann man ein schnalzendes „Tschjuk-Tschjuk“ verneh- men, wenn man ein Eichhörnchen in einem Baum bemerkt. Diese Lautgebung ist als Ausdruck der Aufregung zu deuten. Gerät ein Eichhörnchen in Angst oder Panik, hört man ent- weder ein nasales „Nhhh“ oder einen schrillen, pfeifenden Ton.

    Begegnen sich hingegen einander bekannte Tiere, begrü- ßen sie sich mit einem leisen „Wuck-Wuck“. Dies ist auch die Art, wie die Jungtiere untereinander und mit ihrer Mutter kommunizieren.

    Der Hauptfeind der Eichhörnchen ist der Baummarder, der fast genauso geschickt klettern kann wie das Eichhörnchen. Durch das deutlich niedrigere Gewicht ist das Eichhörnchen allerdings klar im Vorteil und kann, von einem Baummarder gejagt, bis in die Krone eines Baumes fliehen und sich von dort auf den Boden fallen lassen - den Schwanz als „Bremsfallschirm“ nutzend. Da der Marder den Weg am Stamm zurücklegen muss, ist dies meist der entscheidende Vorteil für das Eichhörnchen. Dennoch bleibt der Marder ihr Hauptfeind, denn als nacht-aktives Tier überrascht er seine tagaktive Beute häufig im Schlaf.

    Weitere Feinde sind Haus- und Wildkatzen, Wiesel, Luchs, Krähen, Habicht und andere Greifvögel. Den Vögeln entkommen juvenile und adulte Eichhörnchen oft erfolgreich, indem sie in kreisenden Bewegungen am Baumstamm auf- und ablaufen. Nestjunge Hörnchen sind ihren Feinden allerdings meist schutzlos ausgeliefert. Nur ein Fünftel bis ein Viertel der Jungtiere wird älter als ein Jahr!

    Das Leben in der Nähe des Menschen birgt weitere Gefahr- en. Durch den zunehmenden Autoverkehr werden Straßen oftmals zu einem unüberwindbaren Hindernis bei der Futtersuche oder auf der Flucht. Auch die Verarmung der Wälder aufgrund intensiver Forstwirtschaft schränken den natürlichen Lebensraum des Europäischen Eichhörnchens immer mehr ein.

    Überstehen sie all diese Gefahren, können sie in der freien Natur 6 bis 12 Jahre alt werden.

  • Farbvariationen

    Würde man eine Umfrage mit der Fragestellung „Welche Farbe hat unser heimisches Eichhörnchen?“ durchführen, würde man sicher die eindeutige Antwort erhalten:
    „rot natürlich!!“

    Doch dies ist nicht ganz richtig, denn das Europäische Eich- hörnchen weist eine Vielzahl von Farbvariationen auf.
    So finden sich in den Gärten, Parks und Wäldern neben den klassisch roten Tieren auch rot-braune, rot-graue, braun-graue, manche mit schwarzen Anteilen und natürlich auch ganz schwarze Eichhörnchen.

    Allen gemeinsam ist nicht nur der weiße Bauch, sondern und vor allem auch die Zugehörigkeit zur Art des Europäischen Eichhörnchens (Sciurus vulgaris), nur mit dem kleinen Unterschied der abweichenden Fellfärbung.
    Dabei findet sich in manchen Regionen, vor allem in den höheren Gebirgslagen, wie z.B. in Bayern oder im Schwarz- wald die schwarze Farbvariation häufiger als z.B. im Norden. Die Gründe hierfür sind noch nicht ganz geklärt, werden aber auf größere Feuchtigkeit, Temperaturunterschiede aber auch auf besondere Nahrung zurückgeführt. Da jedoch sowohl dunkle als auch helle Tiere in einem Wurf vorkommen können, müssen Erbfaktoren gleichermaßen eine Rolle spielen.

    Die vielfältigen Farbvariationen unseres Eichhörnchens führen sehr oft zu der Frage, ob es sich in den jeweiligen Fällen wirklich um ein Eichhörnchen der einheimischen Art handelt.

    Besonders in der kalten Jahreszeit, wenn die Tiere ihr Winterfell tragen, welches einen sehr hohen Grauanteil aufweist, zudem kürzer, dicker und dichter ist, stellen viele Menschen die Vermutung auf, es könne sich womöglich um ein eingeschlepptes Grauhörnchen aus England handeln.

    - Doch dies ist mit Sicherheit nicht der Fall -

    Im Folgenden sehen Sie Grauhörnchen und Europäische Eichhörnchen im Vergleich

  • Gefahr Regentonne und Schwimmbecken

    Wenn im Frühling und Sommer unsere Regentonnen wieder gefüllt auf die nächsten heißen Tage warten, erfreuen sich auch viele Tiere des vermeintlich harmlosen Wasserspenders. Leider werden Regentonnen und andere große, mit Wasser gefüllte Behälter nur allzu oft zur Todesfalle für manches Haus- und Wildtier.

    Ist die Tonne, das Becken o. ä. nicht bis zum Rand mit Wasser gefüllt, rutschen die Tiere bei den akrobatischen Versuchen an das begehrte Wasser zu kommen oftmals ab und fallen Kopf über in das Behältnis. Eichhörnchen gehören zwar nicht zu den Wasserliebhabern, jedoch sind sie im Notfall, wie alle Säugetiere, erstaunlich geschickte Schwimmer. So können sie in einem natürlichen Teich immer an das rettende Ufer gelangen.

    Nicht so in der Regentonne oder dem Schwimmbecken!!

    Denn sollte hier der Wasserstand nur wenige Zentimeter unterhalb des Halt gebenden Randes liegen, beginnt ein aussichtsloser Überlebenskampf. Erst nach stundenlangen Versuchen an der glatten Wand Halt zu finden ertrinken die Tiere schließlich nach völliger Erschöpfung. Ein grausamer Tod!

    Leider zieht dieser Tod oft noch weitere Opfer nach sich. Ein säugendes Muttertier kann 4 - 6 Jungtiere zurücklassen, die in den nächsten Stunden qualvoll verdursten bzw. verhungern.

    Schützen auch Sie deshalb unsere Eichhörnchen!

    Mit einfachen Handgriffen können Sie viele Leben retten...

    Ein einfacher Deckel auf der Regentonne würde solch ein Schicksal verhindern. Auch hat ein schräg in die Tonne gestellter dickerer Ast schon vielen Tieren das Leben gerettet.

    Bitte geben Sie diese Tipps auch an Freunde, Bekannte und Nachbarn weiter.

    Der nächste Gartenbewohner wird es Ihnen danken!

  • Gefahr Forstwirtschaft

    Eines der häufigsten Gründe, warum Eichhörnchenjungtiere in Not geraten, sind Baumfällarbeiten nach Stürmen oder im Zuge forstwirtschaftlicher Waldnutzung. Meist überleben die Tiere in ihrem Kobel den Fall des Baumes und werden, wenn sie Glück haben, von ihren Müttern zurückgeholt oder von Waldarbeitern bzw. Angestellten von Baumfällfirmen entdeckt und gerettet.

    Dass der natürliche Lebensraum der Eichhörnchen oft nicht vorhersehbare Gefahren birgt, kann man vielerorts in den Wäldern nach Stürmen und forstwirtschaftlicher Nutzung gut beobachten. So werden z.B. häufig gesunde Bäume bei Stürmen von entwurzelten Bäumen mitgerissen bzw. im Zuge von Aufräumarbeiten beschädigt oder gefällt.

    Hinzu kommt die ganz allgemeine wirtschaftliche Nutzung unser Wälder, die natürlich das Fällen gesunder Bäume und den späteren Verkauf dieser beinhaltet. Eine Gefahr auf die Tiere, wie z.B. das Eichhörnchen kaum reagieren können.

    Hinzu kommt die Problematik, dass auch in der Forstwirtschaft die zunehmende Technisierung immer mehr Einzug hält und die Überlebenschancen von Waldbewohnern und ihren Jungtieren erschwert.

    Wo bis vor einigen Jahrzehnten noch sogenannte Rückepferde zum Einsatz kamen und Bäume manuell mit Sägen gefällt wurden, sieht man heute vielerorts schweres Gerät, dass nicht nur den Wald mit Lärm und Abgas verpestet, sondern auch Waldboden und Tiere schädigt bzw. gefährdet.

    Doch haben bei der herkömmlichen Methode, Bäume mit Kettensägen zu fällen, Eichhörnchenjungtiere zumindest noch eine Chance zu überleben, da die Bäume nach dem Fällen nicht unmittelbar weiterverarbeitet werden und die Tiere so von der Mutter oder dem Menschen noch entdeckt und gerettet werden können.

    Durch den Einsatz von sogenannten Holzvollerntern (auch Harvester genannt) besteht diese Chance allerdings nicht mehr. Denn hierbei handelt es sich um Maschinen, die das Holz in einem Arbeitsgang innerhalb weniger Minuten Fällen, Entasten und Zerkleinern. Hier hat kein Jungtier mehr eine Chance auf Rettung, denn was nicht in dem Holzvollernter- Kopf den Tod findet, wird von den schweren Baggerrädern platt gewalzt. Zudem müssen sogenannte Rückewege angelegt werden, denen zusätzlich Bäume inklusive ihrer Bewohner zum Opfer fallen.

    Obgleich man sich vielerorts wieder auf eine naturnahe Forstwirtschaft besinnt und so z.B. auch Rückpferde wieder ihren Einsatz finden, wird die zunehmende Technisierung in der Forstwirtschaft wohl kaum aufzuhalten sein. Denn letztlich handelt es sich hier um einen Wirtschaftszweig, wo Tiere und Natur zweitrangig sind und kostengünstige und effektive Verarbeitungstechniken, ohne Rücksicht auf Brut- und Jungtierzeiten im Vordergrund stehen.

  • Gefahr Gartengifte

    Ein prachtvoller Garten, saftiges Grün, farbintensive Blüten - der Stolz eines jeden Hobbygärtners. Ein vermeintlich gesunder, vitaler Lebensraum. Ein paar kleine Singvögel, Hummeln und Libellen – ein Eichhörnchen jedoch, jener anmutiger und flinker Baumbewohner, wurde seit langer Zeit nicht mehr gesehen.

    „Wohl in den Wald abgewandert“ vermutet der Gärtner.
    Nein, das Muttertier hat den Überlebenskampf im menschlichen Garten verloren und ihre fünf Jungtiere sind qualvoll verhungert. Ein Zuwandern aus benachbarten Gebieten ist nicht möglich, denn alle hohen Bäume ringsum wurden in den letzten drei Jahren systematisch gefällt.

    Was ist hier passiert?

    Das tote Muttertier wurde im Garten aufgefunden, deutlich sichtbar die Zitzen, ein Anzeichen, dass es noch zu säugende Jungtiere gab. Alle vier Pfoten hatten offene Wunden an den Laufflächen und die veterinärmedizinische Untersuchung ergab, dass das Eichhörnchen an einer Vergiftung gestorben ist. Eine Vergiftung durch Garten-dünger.

    Diese Geschichte wiederholt sich jedes Jahr mehrfach in nur einer einzigen unserer Auffangstationen. Eine statistische Hochrechnung auf alle Stationen plus die Dunkel-ziffer der unbemerkten Opfer lässt eine erschreckende Anzahl an vergifteten Tieren in unseren heimischen Gärten zu.

    Wir als Verein sprechen hier nur von kleinen Gartenwildtieren, wie unseren Eichhörnchen. Doch auch die Tierarztpraxen haben jährlich unzählige vergiftete Haustiere durch Düngemittel und Pestizide zu verzeichnen.

    In der folgenden Auflistung möchten wir anhand von Beispielen versuchen, die Gefahrenquellen durch Dünger und Pestizide aufzuzeigen und Zusammenhänge kurz und leicht verständlich zu erklären.

    1. Düngemittel:

    Nitrophoska (Blaukorn)

    • Immer noch sehr beliebt, da kostengünstig, obwohl grundwasserschädigend
    • findet häufig in Parks oder großen Anlagen Verwendung und wird der Einfachheit halber oben aufgestreut, anstelle es einzuarbeiten.
    • Ein sommerlicher Platzregen z.B. löst die Körner sofort auf und es entsteht ein blau-grau gefärbter Wasserstand, der sich überall gut verteilt, bevor das Wasser versickert.
    • Alle Säugetiere, ob Haus- oder Wildtiere, die über diese Fläche laufen tragen Verätzungen an den Laufsohlen davon. Die brennenden Wunden werden sauber geleckt und die Vergiftung ist perfekt - für kleinere Säugetiere endet dies immer tödlich!

    Düngekugeln mit sogenannter Langzeitwirkung

    2. Biozide und Rodentizide

    Die meisten Biozide wirken durch sogenannte „Lockmittel“. Zwar wird in den jeweiligen Beschreibungen deutlich suggeriert, dass diese Lockmittel nur eine einzige Tierart anlocken – dies stimmt aber leider nicht.

    Das eigentliche Gift wirkt meist erst nach 2-3 Tagen, damit sich die Tiere zurückziehen und es keine „sichtbaren“ Toten gibt.

    Mäusekorn

    • kleine Körner, meist auf der Basis von Getreide
    • wird überall frei zugänglich ausgestreut, ob Garten- haus, Geräteschuppen oder Fahrradraum. Zu diesen Räumlichkeiten haben auch Eichhörnchen meist unbemerkt freien Zutritt und kommen somit in direkten Kontakt mit den Körnern

    Taubengiftkörner

    • meist Verwendung von Rattengift
    • werden ebenfalls frei überall platziert - zugänglich für alle Körnerfresser sowie für Eichhörnchen, Garten- und Siebenschläfer

    Schneckenkorn

    • Auch Schneckenkorn ist mit Lockstoffen, die vorwiegend einem süßlichem „Obstgeschmack“ gleichkommen, versetzt.
    • Haus- und Gartentiere, die diesen süßlichen Geschmack mögen, nehmen so frei zugängliches Gift aktiv durch Aufschlecken auf. Eine passive bzw. ungewollte Aufnahme des Nervengiftes kann hingegen beim Säubern der Pfoten, des Fells etc. erfolgen.
    • Selbst geringe Mengen führen zu Vergiftungen mit meist tödlichem Ausgang für kleinere Säugetiere und Vögel.
    • Starker Speichelfluss, Erbrechen mit Blut, Koordinationsstörungen, Atemnot, Fieber oder Krämpfe sind Anzeichen dafür und erfordern die sofortige Behand- lung durch einen Tierarzt

    Auf die Gefahr für unsere Haustiere, verweist auch das Deutsche Grüne Kreuz (DGK) in Marburg in seinem Informationsdienst "Animal".

    Dass Schneckenkorn nicht nur rein artspezifisch wirkt, zeigt sich am Beispiel "Mesurol" mit dem Wirkstoff "Methiocarb", ein Nervengift der Firma Bayer. Dies lässt nicht nur Schnecken sterben, sondern auch Hund, Katze, Igel und Eichhörnchen!

    1. Die Bienen im Rheintal sind bereits im Jahr 2008 durch "Mesurol" gestorben, welches daraufhin zunächst vom Markt genommen wurde. (Quelle:DPA)

    2. Warum halten wir Kongresse über Artenschutz ab, wenn die Firma Bayer unsere gesamte Natur zerstört und das Gift auch noch von dem Bundesamt für Ver- braucherschutz (BLV) zugelassen wird! Dieses Giftmittel ist seit über 30 Jahren im Handel. Haben wir schon so lange zugesehen! (Komitee für Igelschutz e. V. Hamburg)

    Doch nach wie vor gilt das Motto: „Schnecken ohne Ende, Gift ohne Ende.“

    Dabei gibt es durchaus auch Alternativmittel, wie z.B. Ferramol der Firma Neudorff mit dem Wirkstoff "Eisen-III-Phos-phat" oder Vergrämungsmittel wie Urgesteinsmehl, Schneckengranulat oder Lebermoosextrakt.

    Als Nützling im Garten hat sich vor allem die große Egelschnecke oder auch Tigerschnecke, auch großer Schnegel oder Tigerschnegel genannt, bewährt. Sie frisst die Eier der anderen Nacktschnecken aber auch Aas, Kot und Pilze, sowie modrige Pflanzenreste, geht dabei aber nicht an lebende Pflanzen!

    Rattengift
    Dem Thema Rattengift müssen wir an dieser Stelle ein paar Zeilen mehr einräumen, weil es dermaßen häufig Anwendung in privaten Haushalten findet, dass hier eine nähere Beschreibung über die Wirkungsweise als dringend notwendig empfunden wird.

    Die modernen Rattengifte beruhen auf der Basis von Cumarinen, die, synthetisch hergestellt, als Cumarin-Derivate bezeichnet werden. Ursprünglich sind Cumarine giftige sekundäre Pflanzenstoffe mit süßlichem Duft, daher finden sie auch Verwendung in der Parfümindustrie und werden als Aromastoffe verwendet. Sie wirken blutgerinnungshemmend und werden in der Medizin als „Blutverdünnungsmittel“ bzw. als Antikoagulanz z.B. nach Herzinfarkten oder Gefäßoperationen eingesetzt.

    Cumarin-Derivate für den Einsatz als Rattengift sind hochdosiert und mittlerweile in der 3. Generation soweit weiterentwickelt, dass die blutgerinnungshemmende Wirkung für alle Warmblüter gleichermaßen tödlich ist!

    Die sogenannte 3. Generation der Cumarin-Derivate hat eine Depot-Wirkung und wird zusätzlich mit Sulfonamiden als „Verstärker“ kombiniert. Sulfonamide verhindern, dass im Körper Vitamin K, das Gegenmittel, gebildet werden kann.

    Cumarin-Derivate sind geruchlos, farblos und können am Ort nicht nachgewiesen werden, weshalb sie eingefärbt und mit Lockstoffen versetzt werden. Dabei ist die Vielfältigkeit der Giftträger enorm. So sind vergiftete Weizenkörner mit Nussaroma auf dem Markt, als auch Festköderblöcke, Paste, Pellets und Gel zum Ablecken.

    Haftgifte, wie Schaum, Puder oder Pulver werden auf Laufwegen gesprüht/ gestreut, und, wie der Name schon sagt, haften sie an den Laufflächen und werden garantiert abgeleckt!!

    Nach der gewünschten oralen Aufnahme der Giftsubstanz zeigen sich zunächst vermeintlich harmlose Symptome, die mit Müdigkeit und Rückzug einhergehen. Erst nach ca. 48 h beginnt die unaufhaltsame Zerstörung der Blutgefäße. Großflächige Einblutungen in die Haut, die Schleimhäute, in Magen und Darm.

    Das Drama des qualvollen Verblutens findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, ein stilles Sterben einsam und schmerzhaft im Kobel oder, wenn die Kräfte nicht mehr ausreichen, versteckt im Gebüsch.

    Der Vollständigkeit halber sei auf die Sekundärvergiftung von Haus- und Raubtieren hingewiesen, die ein schwaches, dem Tode geweihten Eichhörnchen erbeuten.

    3. Herbizide

    Unkrautmittel, meist Essigsäureverbindungen, zum Aufsprühen. Werden auch auf Gänseblümchen, und Löwenzahnblüten gesprüht - eine Leibspeise von Eichhörnchen! Essigsäure verursacht Verätzungen der Schleimhäute, was bei kleinen Tieren immer tödlich ist.

    So ist zwar im Beipackzettel zu lesen, dass jene Gifte weder fischgiftig noch bienengefährlich seien, doch warum wird kein direkter Gedanke an das nahe gelegenen gerichtet, an Tiere, die sich u.a. von Gänseblümchen ernähren, wie z.B. Kaninchen und Eichhörnchen.

    4. Fungizide

    Chemische oder biologische Stoffe, um Pilze bzw. deren Sporen (z.B. Blatt-, Baum-, Schimmelpilze) an Obst und Gemüse abzutöten.

    Fungizide werden z.B. auf Pflaumen- und Apfelbäume gesprüht, finden Verwendung in Holzschutzmittel für Gartenmöbel und Gartenhäuser. Als „Algenentferner“ oder “Grünbelagentferner“ werden damit oft auch Vogeltränken gereinigt, wobei die Rückstände im Wasser verbleiben.
    Fungizide gelangen über den Magen-Darm Trakt in das Tier und verursachen ebenso eine Vergiftung mit schleichendem tödlichem Verlauf.

    5. Insektizide

    Insektizide werden häufig in Nistkästen oder Gartenhäuser gesprüht, um Wespen und andere Insekten fernzuhalten. Sie wirken neurotoxisch und werden als Kontakt oder Atemgift aufgenommen. So wirkt z.B. Ameisengift, in Form von Granulat, Puder etc., als Kontaktgift, und haftet natürlich auch an den Laufflächen von Eichhörnchen, Igeln, Katzen und Hunden.

    Mit Insektiziden wird oft ein flächendeckendes Besprühen von Bäumen u Sträuchern vorgenommen, um Tieren, wie z.B. dem Frostspanner den Garaus zu machen. Zum Einsatz kommen diese Mittel noch vor dem Blattaustrieb. Dabei wird oft kein Unterschied zwischen Ziergehölzen, Obst- oder Waldbäumen gemacht. Diese Blattknospen sind im zeitigen Frühjahr eine der Hauptnahrungsquellen des Eichhörnchens.

    Von Bayer wurde z.B. ein Mittel auf dem Markt gebracht, welches speziell für Kernobst entwickelt wurde und bereits während der Blüte gespritzt werden darf. Laut Bayer basiert es auf einem neuen, systemischen Wirkstoff mit Fraß- und Kontaktwirkung. D.h., die „Schadinsekten“ sterben sowohl, wenn sie mit der Spritzflüssigkeit in Berührung kommen als auch, wenn Sie an den gespritzten Blättern saugen und fressen.

    Der Wirkstoff Thiacloprid hat eine beachtliche Wirkungsdauer und ist gut pflanzenverträglich. Bienen und Hummeln werden geschont, sonst aber leider niemand. Dieses Mittel unterliegt der Gefahrstoffverordnung und/oder der Chemikalien-Verbotsverordnung. Unsachgemäße Handhabung kann zu schweren gesundheitlichen Schäden führen.

    Vergiftungen sind durchweg sehr schmerzhaft und durch einen qualvollen Leidensweg gekennzeichnet. Sie führen früher oder später immer zum Tod.

    Laut Barbara Gehring vom WWF ist es die Summe des gesamten Giftcocktails in den Privatgärten, die den Tieren massiv zusetzt.

    Ein verantwortungsvoller Umgang, eine sachliche Prüfung über die Notwendigkeit von Dünger, Insektiziden und Pestiziden ist nicht nur eine absolute Pflicht, sondern sollte vielmehr deutlich strengeren gesetzlichen Regelungen unterliegen.

    All diese Gifte sind frei erhältlich, können nach eigenem Ermessen dosiert, angewendet, missbraucht werden. Im Namen der deutschen Gartenkultur, wo Sterilität und absolute Ordnung im Vordergrund stehen, bleibt die Natur auf der Strecke. Ein großes Opfer für einen vermeintlich schönen Garten.

    Kein Gift ist harmlos, keine Verwendung unbedenklich, Folgeschäden für andere Tiere oft nicht vermeidbar, das sollte man mit dem Gang in das Gartencenter nie ver- gessen.

    Sollten wir Sie trotz überzeugender Argumente nicht davon abhalten können gegen vermeintliche Schädlinge in Ihrem Garten vorzugehen, informieren Sie sich bitte im Voraus über alternative Methoden wie z.B.

    • Nützlingseinsatz,
    • biologische Pflanzenschutzmittel
    • Pheromonfallen oder
    • biotechnische Methoden

    Lassen Sie sich unbedingt fachlich beraten!

    Achten Sie darüber hinaus bei der Bekämpfung von Ratten und Mäusen auf die Verwendung verschließbarer Köder-depots, inklusive fachgerechter Ausbringung zum Schutz vor Fremdaufnahme durch Kinder, Hunde, Katzen, freilebenden Gartentieren und kleinen Wildtieren.

    Bitte unterstützen Sie unser Engagement für unsere Eichhörnchen!

  • Grauhörnchen

    Immer wieder erreichen uns Anrufe und Mitteilungen von besorgten Menschen, mit der Frage, ob es in Deutschland bereits Grauhörnchen gibt.

    Hierzu können wir ganz klar sagen: „Nein, es gibt keine!“
    Alle Tiere, die in Deutschland als vermeintliche Grauhörnchen gesichtet werden, sind lediglich eine graue/dunkle bis schwarze Farbvariante des europäischen Eichhörnchens.

    Bisher haben sich die Grauhörnchen nur in England und Italien angesiedelt, wobei Wissenschaftler erwarten, dass eine Überquerung der Alpen in 20 - 30 Jahren erfolgen könnte. Ein deutlich früheres Ansiedeln ist jedoch durchaus denkbar. (www.europeansquirrelinitiative.org/230506c.html)

    Grauhörnchen stammen ursprünglich aus Amerika und wurden im 19. Jahrhundert in Großbritannien eingeführt bzw. bewusst angesiedelt, wo sie mittlerweile als invasive Art (Arten, die sich aggressiv und invasionsartig ausbreiten, gebietsweise dominant werden und dadurch andere Arten, Biotope und Ökosysteme stark beeinflussen und bedrängen) ein erhebliches Problem nicht nur für die Europäischen Eichhörnchen, sondern auch für den Laubbaumbestand (Rindenfraß) darstellen.

    Das Europäische Eichhörnchen und das Grauhörnchen sind zwar nahe miteinander verwandt, zeigen aber in ihrer Lebensweise und ihrem Aussehen teilweise deutliche Unterschiede.

    So werden Grauhörnchen ca. 30 Zentimeter groß und bis zu 700 Gramm schwer und sind damit ein Drittel größer als unsere heimischen Eichhörnchen. Ihr Fell ist grau, kann aber, wie beim Europäischen Eichhörnchen auch, farblich variieren und bis in ein dunkles Schwarz übergehen. Im Gegensatz zu unseren heimischen Eichhörnchen hat das Grauhörnchen zudem zu keiner Jahreszeit Pinsel an den Ohren.

    Doch nicht nur die Größe der Grauhörnchen macht sie gegenüber der einheimischen Art konkurrenzfähiger. So ist es mit zwei kopfstarken Würfen im Jahr nicht nur vermehrungsstärker, sondern in der Nahrungswahl weniger wählerisch, findet angelegte Vorräte erfolgreicher, verzehrt auch schon unreife Eicheln und ist im Winter aktiver als das Europäische Eichhörnchen.

    Diese Vorteile im täglichen Überlebenskampf haben schließlich dazu geführt, dass das Europäische Eichhörnchen in England mittlerweile nur noch in Nadelwaldgebieten im Norden des Landes vorkommt.

    Das weitaus größere Problem stellt aber das sogenannte Parapox-Virus (sog. Eichhörnchen-Pocken) dar. Dieses wird zwar von den Grauhörnchen auf die einheimischen Vertreter übertragen, sie selbst erkranken aber nicht daran, sind also immun dagegen. Wird hingegen ein Europäisches Eichhörnchen infiziert (Übertragung erfolgt wahrscheinlich über eine nacheinander erfolgte Nutzung von Kobeln, oder Futterstellen) stirbt es innerhalb von 1-2 Wochen. Heute gelten fast 70% der Grauhörnchen als Träger des Virus, und da es keine Impfung gibt, stellt dies wohl die weitaus größte Bedrohung für die europäischen Eichhörnchen dar.

    Das Beispiel in England und mittlerweile auch in Italien macht nicht nur deutlich, welche Schäden der Mensch mit seinem unüberlegten Handeln anrichten kann, sondern vielmehr, dass es sich ganz sicher nicht um Panikmache handelt, wenn wir unser europäisches Eichhörnchen als bedroht ansehen, denn vielerorts in England steht es kurz vor dem Aussterben und könnte bis zum Jahr 2016 komplett aus Großbritannien verschwunden sein (Quelle Stern).

    Obgleich einige Wissenschaftler der Meinung sind, dass der Kampf um das europäische Eichhörnchen bereits verloren ist, ist es unsere Pflicht nach Lösungen und Möglichkeiten zu suchen, um unseren einheimischen Vertreter zu schützen. Es wird vermutliche noch einige Jahre dauern, bis die ersten Grauhörnchen auch andere Teile Europas und damit auch Deutschland besiedeln, dennoch sollten wir die Zeit nutzen, denn es handelt sich hier nicht um eine nationale, sondern eine internationale Angelegenheit.

    Für uns als engagierte Eichhörnchenschützer ist dies sicher ein schweres Unterfangen, denn wir verstehen uns auch als Tierschutz-Organisation, und letztlich ist es eine Gewissensfrage welche Mittel man wählt, um die weitere Verbreitung der Grauhörnchen einzudämmen. So ist in England die derzeit gängige Methode die Tiere zu vergiften oder in Lebendfallen zu fangen und anschließend zu erschlagen.

    Unserer Meinung nach sollte zunächst und vor allem ein Hauptaugenmerk auf die Entwicklung eines geeigneten Impfstoffes liegen, um so erst einmal das Hauptproblem der Verdrängung in den Griff zu bekommen.

    Abschließend sei noch zu erwähnen, dass das Grauhörnchen in seiner ursprünglichen Heimat, wie dies bei allen eingeschleppten Arten der Fall ist, kaum oder keinerlei Schäden anrichtet.

  • Winterfütterung

    Wir haben uns dem Schutz der Eichhörnchen verschrieben. Um dies jedoch ganzheitlich leisten zu können, müssten wir uns auch um den Schutz der Bäume bzw. des Lebensraumes bemühen, denn wir - die Menschen - nehmen den Hörnchen jedes Jahr tausende der für sie wertvollsten Bäume.
    Gemeint sind die alten, hochstämmigen und fruchttragenden Bäume. Sie passen oft nicht in unser neues Gartenbild, müssen einem Anbau weichen, nehmen uns Licht und Sonne weg, oder es fällt uns ein anderer Grund ein, um sie in Kaminholz zu verwandeln.

    Damit nehmen wir den Eichhörnchen nicht nur die Nahrungsgrundlage, wir zerstören auch den Lebensraum in 10 m Höhe. Dort oben sind die „Häuser“ und „Straßen“, Ruheplätze und Verstecke und oft auch Lagerplätze von Vorräten in kleinen Baumhöhlen, Astgabeln oder in den Kobeln. In einem intakten Mischwald können Eichhörnchen naturgemäß gut über den Winter kommen.

    Die Tiere, die in unseren Parks und Gärten leben, finden allerdings eine ganz andere Situation vor: Zwar ist im Sommer und Herbst der Tisch noch reich gedeckt, häufig wird aber der Wintervorrat am Ende der Saison durch ordnungsliebende Gartenbesitzer zerstört. Noch vor dem Winter werden die Bäume gelichtet, die Sträucher in Kniehöhe gestutzt und auch die letzte Nuss aus den Beeten gefegt.
    Eichhörnchen, die sich ihren Lebensraum in unseren Gärten ausgesucht haben, arrangieren sich auch mit weniger komfortablen Lebensumständen. Sie sind wahre Anpassungskünstler und meistern viele widrige Bedingungen, jedoch kann sich die Biologie nie so schnell anpassen, wie der Mensch zerstört.

    Aus diesem Grund sind wir der Meinung, dass wir unsere Eichhörnchen im Winter mit Futter unterstützen sollten. Damit ist keine komplette Versorgung gemeint, sondern lediglich ein Zufüttern.

    Wie das richtige Maß und das richtige Futter finden?

    Mit ein paar einfachen Handgriffen zaubern Sie das leckerste Eichhörnchen-Frühstück selber.

    Eine Mischung könnte aus folgenden Nüssen und Saaten bestehen:

    • Haselnüsse
    • Walnüsse
    • Zirbelnüsse
    • Getrocknete Maiskörner
    • Sonnenblumenkerne
    • Rosinen und Kürbiskerne
    • Maronen (Esskastanien) mögen Eichhörnchen sehr gerne, doch sind sie wegen ihrer extrem kurzen Lagerfähigkeit nur bedingt zu empfehlen

    Weiterhin können Sie folgende Obst- und Gemüsesorten anbieten:

    • Weintrauben (sie gehören zu den Favoriten)
    • Äpfel und Birnen, sowie andere heimische Obstsorten
    • Gurken
    • Karotten
    • Broccoli
    • Broccoli

    Mit ein wenig Fantasie und Kreativität können Sie die Zutaten variieren und so für Abwechslung sorgen.

    Bitte verzichten Sie auf exotische Nüsse und Früchte und auf alles, was nicht zu dem Speiseplan der heimischen Eichhörnchen zählt. Diese Nahrungsmittel haben alle einen enorm langen Transportweg hinter sich und sind nicht selten von Schimmelpilzen befallen.

    Achten Sie auch auf trockene Lagerung und Schutz vor ungebetenen Gästen (Mäuse und Ratten) Ihres Vorrates. Nur der Ordnung halber sollte an dieser Stelle nicht der Hinweis fehlen, dass das Futter schnell Feuchtigkeit aufnimmt und entsprechende Schimmelbildung einsetzt.

    Zum Anbieten von Nüssen und Samen eignen sich spezielle Eichhörnchen-Futterhäuser, die Sie bei uns erwerben können.
    Diese sind mit einer Klappe versehen, so dass keine anderen Tiere wie Vögel, Mäuse etc. die für die Eichhörnchen gedachten Nüsse und Sämereien stibitzen können.

    Ein weiterer Grund für die Zufütterung ist die oft schon im Januar beginnende Tragzeit (Schwangerschaft) der Eichhörnchen.

    Tragende und säugende Muttertiere haben einen erhöhten Energiebedarf. Können sie diesen nicht decken, trennen sie sich von einem oder mehreren Jungtieren, indem sie sie aus dem Nest werfen. Auch die Jungtiere, die bereits von der Milch abgesetzt wurden, sind auf Nahrungssuche - von Blättern und Sprossen alleine können sie sich nicht ausreichend ernähren.

    Der Winter und die Zeit von Januar bis Juli sind ein harter Überlebenskampf für unsere Eichhörnchen, denn Nüsse, Wild-, Wald- und Blütenfrüchte sowie unser einheimisches Obst reifen erst in den folgenden Monaten.

    Deshalb finden wir es besonders wichtig, das Futter bis in die Frühsommermonate anzubieten!

  • Siebenschläfer

    Jedes Jahr im Spätsommer häufen sich die Anrufe von Findern vermeintlicher Eichhörnchenbabys. Nach genauer Befragung des Gewichts, der Größe und des Aussehens des Tieres ist die Einordnung allerdings oft eine andere - nämlich Siebenschläfer (Glis glis) oder Bilch.

    Tatsächlich werden diese Tiere, deren Habitus und Kletterfähigkeit sehr an ein junges Eichhörnchen erinnern, gerne und oft von Laien mit diesen verwechselt. Da der Siebenschläfer zudem in seiner systematischen Einordnung zu der Unterordnung der Hörnchenverwandten zählt, möchten wir im Folgenden etwas näher auf die Biologie dieser überaus possierlichen Tiere eingehen.

    Der Siebenschläfer ist mit einer Körperlänge von 13-19 cm, einer Schwanzlänge von 11-15 cm und einem Gewicht von 80-120 g (im Herbst bzw. vor dem Winterschlaf sind sie fast doppelt so schwer) der größte Vertreter unter den heimischen Bilchen.

    In Deutschland ist der Siebenschläfer vornehmlich im Mittelgebirgsraum zu finden, wobei er in der nordwest-deutschen Tiefebene völlig fehlt. Er bevorzugt Mischwälder mit Eichen, Buchen und Hainbuchen, meidet hingegen reine Nadelwälder weitgehend. Auffallend ist zudem das völlige Fehlen in reinen Buchen-Althölzern.

    Man findet den Siebenschläfer aber auch in der Nähe von menschlichen Siedlungen, in Parkanlagen, Obst- und Weingärten.

    Das Fell des Siebenschläfers ist grau und auf der Unterseite scharf abgegrenzt weiß. Da die Tiere dämmerungs- und nachtaktiv sind, sind besonders ihre stark vortretenden Augen, die von einem grauen Ring umgeben sind, charakteristisch. Seine Ohren sind rund und fast nackt und wie viele nachtlebende Tiere besitzt auch er ein überaus feines Gehör. Nicht weniger gut entwickelt ist zudem sein Geruchsvermögen, wobei allerdings sein Tastsinn die größte Rolle spielt.

    Da der Siebenschläfer im Vergleich zu den anderen Bilcharten in noch höherem Maße ein ausgesprochenes Baumtier ist, kann er hervorragend klettern und bis zu einem Meter weit springen. Beim Klettern helfen ihm nicht nur seine Krallen, sondern auch die klebrigen Ausscheidungen seiner drüsenreichen Sohlen.

    Auf dem Speiseplan der Siebenschläfer stehen vor allem Samen, Früchte und Insekten. Die Paarungszeit beginnt im Sommer und nach einer Tragzeit von ca. 30 Tagen kommt es zwischen Juli und September zu einem Wurf von 4-7 Jungen.

    Nach ca. 1 ½ Monaten löst sich der Familienverband auf, nicht selten bleiben die Tiere aber noch über den Winter zusammen und trennen sich erst zur Paarungszeit wieder.
    Siebenschläfer gelten allgemein als „teilsozial“, d.h. sie können solitär aber durchaus auch in lockeren Familien-verbänden leben.

    Im Gegensatz zu den Eichhörnchen, die eine Winterruhe halten, verfällt der Siebenschläfer in einen Winterschlaf. Hier werden alle Körperfunktionen bis auf ein Minimum heruntergefahren. Die Körpertemperatur senkt sich von ca. 35° auf 3°C und die Herzfrequenz wird von 450 auf 35 Schläge pro Minute reduziert. In dieser Zeit leben die Tiere einzig von den gespeicherten Fettvorräten der Sommer-monate. So weisen Siebenschläfer vor dem Winterschlaf das Doppelte ihres normalen Gewichtes auf.

    Der Winterschlaf setzt frühestens Ende September ein, was abhängig von einer ausreichenden Fettspeicherung ist und endet in der Regel in der ersten Maihälfte. Für den Winterschlaf wählt der Siebenschläfer Astlöcher, Specht-höhlen großer Laubbäume oder Felshöhlen; aber auch Scheunen und andere waldnahe Gebäude. Die meisten Tiere graben sich allerdings ins Erdreich auf eine Höhe von einem halben bis einen Meter tief ein.

    Die Tiere haben in den letzten Jahren einen markanten Rückgang zu verzeichnen, was vor allem auf den stetigen Verlust ihres natürlichen Lebensraumes zurückzuführen ist. Hier spielen nicht nur die zunehmenden eintönigen Wirt- schaftsforste eine Rolle, sondern auch das Verschwinden hochstämmiger Obstbäume.

    Der Siebenschläfer gilt als geschützte Art und darf so, genau wie das Eichhörnchen, nicht eingefangen, gehalten, gekauft oder verkauft werden. Wer einen verletzten oder jungen Siebenschläfer findet ist darüber hinaus gesetzlich verpflichtet diesen wieder in die Natur zurückzuführen.

    Bei Siebenschläfern, die men- schliche Lebensräume nutzen und aus stichhaltigen Gründen gefangen und umgesiedelt wer- den müssen, ist dringend zu beachten, dass dies nur im April/ Mai erfolgen darf, da ansonsten schon Jungtiere vorhanden sein können.
    Auch ist laut NABU zu bedenken, dass die Zukunft solch um- gesiedelter Tiere in einem neuen Lebensraum mehr als ungewiss ist. Siebenschläfer sind extrem ortstreu und bewegen sich in einem Revier von wenigen hundert Metern. Neben den mangelnden Kenntnissen darüber, wie gut sich Siebenschläfer in einer neuen Umgebung einfinden, kann man zudem nicht sicher sein, ob die entsprechende Gegend überhaupt für Siebenschläfer geeignet ist oder ob sogar be- reits Tiere vorhanden sind, die die Neulinge vertreiben könnten (siehe NABU Infoblatt „Siebenschläfer). Im Sinne der Tiere sollte man hier also auf eine Umsiedlung nach Möglich- keit verzichten.

    Was tun, wenn man ein Siebenschläferbaby oder ein verletztes Tier gefunden hat?

    Allgemein gelten hier, wie bei den Eichhörnchen, unsere Erste-Hilfe-Maßnahmen (siehe hierzu „Die 10 wichtigsten Schritte). Da wir uns gerne auch verwaisten Siebenschläfern annehmen, können Sie uns über unsere Notfall-Hotline jederzeit um Rat fragen oder um Unterbringung bitten.

    Fressen die Tiere bereits selbständig, kann man ihnen neben sämtlichen Obst- und Gemüsesorten auch Hamsterfutter, Nüsse etc. anbieten.
    Zum Herbst hin kann man die Tiere wieder auswildern, wobei sie vornehmlich dort freigelassen werden sollten, wo sie auch gefunden wurden. Dabei sollte ihnen für den Anfang ein geeigneter Nistkasten sowie Futtervorräte zur Verfügung gestellt werden.
    Wichtig ist hier, dass sie ausreichend Fettreserven ange- fressen haben (Gewicht mind. 200g), um den Winter unbeschadet zu überstehen. Ob die Tiere gegebenenfalls überwintert werden müssen, hängt sicher von der jeweiligen Zeit und dem Tier ab und bedarf stets einer genauen Überprüfung. Laut NABU sind seine Überlebenschancen jedoch größer, wenn man ihn erst im folgenden Frühjahr wieder auswildert.
    Behält man einen Siebenschläfer über die Wintermonate bei normalen Temperaturen im Haus, verfallen sie nicht in den Winterschlaf, wobei man günstigsterweise Sommertage, mit 14 Stunden Licht pro Tag, simulieren sollte.

    Da ihr Bewegungsdrang enorm ist, ist ein ausreichend großer, naturnah eingerichteter Käfig mit vielen Beschäftigungs- und Be- wegungsmöglichkeiten von größter Bedeutung. Der Winter- schlaf in menschlicher Obhut ist mitunter etwas schwierig, da bestimmte Voraussetzungen ge- geben sein müssen. Prinzipiell eignet sich ein gleichmäßig kühler, vor allem trockener Keller, bei einer Temperatur von 0°-10°C. Ist es wärmer, wachen sie auf und müssen Futter und Wasser zur Verfügung haben. Ist es kälter, können sie erfrieren.

    Sollten Sie Fragen rund um den Siebenschläfer haben, können Sie sich gerne mit uns in Verbindung setzen.

  • Bundesnaturschutzgesetz

    Die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) ist eine Ver- ordnung zum Schutz wild lebender Tier- und Pflanzenarten.
    Es handelt sich hierbei um eine, auf Grund des Bundes-naturschutzgesetzes (BNatSchG) erlassene, Rechtsordnung, die den Artenschutz einer EU-Verordnung erweitert und verschärft.

    Die Liste der geschützten Pflanzen und Tiere findet sich in der Anlage 1 zur Bundesartenschutzverordnung, siehe
    http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/bartschv_1999/gesamt.pdf

    Hier ist auch das Europäische Eichhörnchen als einheim- ische Tierart gelistet und zählt damit zu den besonders ge- schützten Tieren.

    Folgend ein Auszug aus dem Bundesnaturschutzgesetz mit den relevanten Verordnungen zum Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen:

    § 41 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen

    (1) Die Länder erlassen Vorschriften über den Schutz der wild lebenden Tiere und Pflanzen. Dabei ist insbesondere zu Regeln,

    1. Tiere nicht mutwillig zu beunruhigen oder ohne ver- nünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten.
    2. Lebensstätten nicht ohne vernünftigen Grund zu beein-trächtigen oder zu zerstören

    § 42 Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier(...)arten

    (1) Es ist verboten
    1. Wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen, zu töten oder ihre Entwicklungsformen, Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtstätten der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören.

    (2) Es ist ferner verboten
    1. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten in Besitz oder Gewahrsam zu nehmen, in Besitz oder Gewahrsam zu haben oder zu be- oder verarbeiten (Besitzverbote).
    2. Tiere und Pflanzen der besonders geschützten Arten im Sinne des § 10 Abs. 2 Nr. 10 Buchstabe b und c
    3. anzubieten, zum Verkauf vorrätig zu halten oder zu befördern, zu kommerziellen Zwecken zu erwerben, zur Schau zu stellen oder sonst zu verwenden (Vermarktungsverbote)

    Die Bundesartenschutzverordnung ist nicht zu verwechseln mit der sogenannten Roten Liste, sondern hier wird rein rechtlich und allgemein festgehalten, welche Pflanzen und Tiere in Deutschland als geschützt gelten.

  • Rote Liste

    Unter der Roten Liste, die in der Regel von Naturschutzver-waltungen in regelmäßigen Abständen erstellt bzw. heraus-gegeben wird, versteht man eine Auflistung ausgestor-bener, verschollener oder gefährdeter Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, Pflanzengesellschaften sowie Biotoptypen und Biotopkomplexe.

    Dabei wird anhand der Bestandsgröße und der Bestands-entwicklung die Gefährdung bestimmter Arten eingeschätzt bzw. der Gefährdungsstatus für ein bestimmtes Gebiet dar- gestellt. In Deutschland sind vor allem die Roten Listen des Bundes und der einzelnen Bundesländer von Bedeutung.

    Die Gefährdung von Arten wird durch die Einstufung in Rote-Liste-Kategorien wiedergegeben. Dabei bedeuten (nach der "Roten Liste gefährdeter Pflanzen Deutschlands" des Bundesamtes für Naturschutz 1996):

    0: ausgestorben oder verschollen
    1: vom Aussterben bedroht
    2: stark gefährdet
    3: gefährdet
    4: potentiell gefährdet (nur bei Roten Listen der Länder)
    R: extrem selten (entspr. 4 bei den Roten Listen der Länder)
    G: Gefährdung anzunehmen
    D: Daten mangelhaft

    Laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) haben Rote Listen folgende Bedeutung bzw. Aufgaben:

    • Sie dienen der Information der Öffentlichkeit über die Gefährdungssituation der Arten und Biotope
    • Sie sind als ständig verfügbares Gutachten Argumen- tationshilfe für raum- und umweltrelevante Planungen
    • Sie zeigen Handlungsbedarf im Naturschutz auf
    • Sie erhöhen den politischen Stellenwert des Natur-schutzes
    • Sie sind Datenquelle für gesetzgeberische Maßnah- men und internationale Rote Listen
    • Sie dienen der Koordination des internationalen Natur- schutzes
    • Sie zeigen weiteren Forschungsbedarf auf

    Fälschlicherweise wird oft von der einen Roten Liste gesprochen, doch gibt es sowohl eine Rote Liste weltweit gefährdeter Arten als auch Rote Listen, die von einzelnen Staaten und Bundesländern herausgegeben werden.
    Die Gefährdungseinstufung allein genügt jedoch nicht, um Aussagen über die globale Gefährdung zu machen. So können Tierarten zwar in Deutschland gefährdet, aber darüber hinaus in ihrem Gesamtareal noch so häufig sein, daß uns nur eine geringe Verantwortlichkeit für ihre Erhaltung zukom- mt. Dagegen besitzen Arten, die ausschließlich (Endemiten) oder überwiegend nur in Deutschland vorkommen, eine beson- dere Schutzpriorität, auch wenn sie hier noch vergleichs- weise häufig sind (Quelle: BfN).
    Derzeit gelten mindestens 1141 von 5488 Säugetierarten (21%) als gefährdet, 188 Arten werden als akut vom Ausster- ben bedroht eingestuft.

    Das Europäische Eichhörnchen steht glücklicherweise in Deutschland nicht auf der Roten Liste, ist aber laut Bundes-artenschutzverordnung (BArtSchV) als besonders geschützte Tierart anzusehen. In Großbritannien hingegen steht es kurz vor der Ausrottung.

Mit freundlicher Genehmigung von Sabine Bergner-Rust